Leben im Eis

Gletscher: Den Teufel nicht mit Beelzebub austreiben

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Lange Zeit betrachtete die Forschung Gletscher als leblose Eismassen, doch vor allem auf der Oberfläche lebt eine Vielfalt von Mikroorganismen. So manche lokale Schutzmaßnahme gefährdet diese aber gegenwärtig.

In den Alpen wird vielerorts versucht, das Gletschereis im Sommer mit Planen zu schützen (im Bild: der Rhonegletscher in der Schweiz). Das ist effektiv, doch die verwendeten Materialien sind eine Emissionsquelle für Mikroplastik. Darunter leidet die Mikrobenvielfalt im ewigen Eis.
In den Alpen wird vielerorts versucht, das Gletschereis im Sommer mit Planen zu schützen (im Bild: der Rhonegletscher in der Schweiz). Das ist effektiv, doch die verwendeten Materialien sind eine Emissionsquelle für Mikroplastik. Darunter leidet die Mikrobenvielfalt im ewigen Eis. Getty Images/Sean Gallup

Bis 2100 steigt die globale Durchschnittstemperatur um 2,7 Grad Celsius, das prognostizieren Klimaforschende angesichts aktueller Emissionsszenarien. Die Folge wäre eine beinahe vollständige Entgletscherung ganzer Regionen in Mitteleuropa, Westkanada, Neuseeland und den USA. Schmelzen die Gletscher, hat das gravierende Auswirkungen: Der Meeresspiegel erhöht sich, die Trinkwasserversorgung von 22 Prozent der Weltbevölkerung ist gefährdet und das Risiko für Naturkatastrophen durch Destabilisierung der Gebirgsregionen steigt. Mit dem Eis geht aber auch eine Vielfalt an Mikroorganismen verloren, die sich Gletscher als Lebensraum angeeignet haben und die in Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufen mitmischen.

Eine Bibliothek für Gletschermikroben

Darum, diese Mikroben für künftige Generationen zu sichern, bevor es zu spät ist, kümmert sich die Öko Birgit Sattler von der Uni Innsbruck. Sie hat das internationale Glacier Stewardship Program mit Schweizer Kollegen und Kolleginnen initiiert. Es wird von rund 40 Forschenden aus Europa und Asien unterstützt und soll den Schutz der bestehenden Gletscher auf dreifache Weise vorantreiben. Eine der Säulen ist der Erhalt der Biodiversität im Eis: „Wir müssen verhindern, dass diese – buchstäblich – den Bach hinuntergeht.“ Ein Ziel ist, das genetische Potenzial der Gletschermikroorganismen zu entschlüsseln und eine Mikrobenbank ähnlich einer Samenbank oder Saatgutbibliothek aufzubauen, um diese für biotechnologische und biomedizinische Forschung zu erschließen.

Die anderen beiden Säulen sind wissenschaftlich fundierte Strategien, um die Gletscherschmelze durch technologische Ansätze lokal nachhaltig zu verlangsamen und Naturgefahren wie Gletscherseeausbrüche oder Eislawinen vorherzusagen und zu mindern. Dazu werden neue Sensoren entwickelt und Überwachungssysteme mit künstlicher Intelligenz eingesetzt und Satellitentechnologie genutzt. „Es geht nicht um Alternativen zur Dekarbonisierung, sondern darum, mit kleinflächigen Maßnahmen Erste Hilfe zu leisten, quasi ein Pflaster aufzukleben“, so Sattler.

Gletscher bekam einen „Pelz“

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