Touristen gehen auf Tierärzte los: Katze quälte sich die ganze Nacht

Auf die Sonneninsel Usedom sind Monika und Gero Völlmar immer gern gefahren. Doch die beiden letzten Aufenthalte endeten in Katastrophen. Für sie steht jetzt fest: „Nie wieder Usedom!“.

Keinen Tierarzt erreicht

Das Berliner Pärchen wollte vor zwei Jahren den Geburtstag von Gero Völlmar feiern. In Bansin hatten sie sich eine nette Ferienwohnung gemietet. Doch einen Tag vor dem Geburtstag erkrankte ihr Kätzchen Lilly, das sie immer im Urlaub mitnahmen.

„Es war ganz schlimm. In der Nacht habe ich versucht, einen Tierarzt zu erreichen“, erinnert sich der 61-Jährige. In großer Panik rief er vier Nummern an. „Ich erreichte niemanden, bat aber auf den ABs um Rückruf“.

Während seine Frau Monika in der Küche die 12-jährige Katze betreute, die einen Schlaganfall erlitten hatte und plötzlich blind war, wandte sich ihr Mann an die Polizei in Heringsdorf. „Mir blieb kein anderer Ausweg. Aber auch dort wusste man mir zuerst nicht zu helfen. Doch es gab dann einen Rückruf und ich bekam die Telefonnummer von der Tierrettung Vorpommern-Greifswald.“

Tierretter kam von Anklam angereist

Gero Völlmar rief dort an und landete bei „einem super Typen. Der setzte sich gleich morgens um 5.30 Uhr ins Auto und fuhr zu uns“. Doch auch er konnte nicht helfen, versuchte aber einen Tierarzt an die Strippe zu bekommen. Leider vergeblich.

„Er hatte aber noch ein Ass im Ärmel. Zwei Orte weiter praktizierte eine Tierärztin, die er kannte, und die nicht im Netz unter Bereitschaftsdienst aufgelistet war.“ Die Ärztin konnte Lilly wenige Stunden später nur noch von ihrem Leid erlösen.

Der Berliner Rentner hat im Nachhinein seine Geschichte öffentlich gemacht. „Ich habe die Tierärzte, die ich anrief und die sich nicht gemeldet hatten, im Internet bewertet. Daraufhin bekam ich viel Zustimmung von Tierfreunden, die den Post mit Daumen hoch und Herzen kommentierten. Einige schrieben auch, dass sie ähnliches erlebt hätten. Vor allem Hundehalter hätten nach den offiziellen Sprechzeiten keinen Tierarzt erreicht“.

Auch an die Verwaltung hat sich Gero Völlmar nach seiner Aussage gewendet, bekam aber nur die Rückmeldung, dass man sich demnächst mit dem Thema befassen werde.

Bis zu 90 Minuten Fahrzeit bis zum Tierarzt

Seit dem 1. März des vergangenen Jahres gibt es eine einheitliche Nummer bei der Landestierärztekammer. Ruft der Hilfesuchende dort an, erfährt er, wer in der Nähe Bereitschaftsdienst hat.

„Das ist nicht immer auf Usedom“, erklärte Klaus Kraft, Vorsitzender der Tierrettung Vorpommern-Greifswald. „Bis zu 90 Minuten Fahrzeit sind keine Seltenheit, wir fahren sogar mit Prenzlau, wenn dort der Tierarzt Bereitschaft hat.“

Das neue System habe auch so seine Tücken, denn nicht nur die langen Anfahrtswege seien ein Problem, sondern auch Fehlmeldungen von Bereitschaftsdiensten und die Erreichbarkeit der Nummer mit bestimmten Handyanbietern.

Tierärzte winken ab

„Manche Ärzte winken auch gleich ab, wenn wir mit einem verletzten Tier kommen und schicken uns gleich in die Tierklinik nach Neubrandenburg, Rostock oder Demmin.“ Auch dort sei die Anzahl der Patienten gestiegen, da manche Tierhalter mit kleineren Wehwehchen den dortigen Notdienst aufsuchen, weil die Klinik näher liegt als der Tierarzt.

Früher sei es besser geregelt gewesen, so Klaus Kraft. „Ich kann mich noch an den Urlauber mit der Katze erinnern. Das war wirklich eine schlimme Sache, da die Katze stark krampfte. Warum damals kein Tierarzt in der Nacht erreichbar war, kann ich nicht sagen. Vielleicht hatte niemand auf der Insel Dienst. Wir arbeiten gut mit den Tierärzten auf der Insel zusammen, die besonders in der Saison stark gefragt sind. Wir bekommen täglich bis zu 200 Anrufe, darunter von vielen Urlaubern, die ihre Beobachtungen mitteilen wollen oder Hilfe benötigen“.

Riesige Möbel in kleiner Ferienwohnung

Zwei Jahre später reiste das Paar wieder nach Bansin. „Diesmal sollte es eine kleine Wohnung sein. Im Internet haben wir uns eine 40 Quadratmeter große Wohnung ausgesucht, die über eine Agentur vermittelt wurde. Doch als wir ankamen, waren wir schon sehr überrascht, denn die Bilder glichen nicht der Realität. In dem kleinen Zimmer war eine Landhausküche, ein XXL-Tisch und ein XXL-Sofa. Über die Qualität konnten wir uns nicht beschweren, aber über die Größe. Wir konnten uns in dem Zimmer kaum bewegen.“

Keine Heizung und kein warmes Wasser

Das i-Tüpfelchen bei diesem 14-tägigen Urlaub war der Ausfall der Heizung und des Warmwassers. „Ich habe mich gleich vor Ort beschwert und mir wurde eine kleine Entschädigung von 15 Euro angeboten. Die wurde mir gleich bar ausgezahlt. An die falschen Fotos im Netz hatte ich in der Aufregung und der Erinnerung an unsere Katze Lilly, die sich so lange ohne ärztliche Hilfe quälen musste, gar nicht gedacht.“

Freche Antwort von Agentur

Zu Hause setzte sich der Rentner dann aber doch noch einmal an den Rechner und informierte die Vermietungsagentur über die falschen, irreführenden Fotos. „Doch ich bekam nur zur Antwort, dass das nicht ihre Angelegenheit sei, sondern die des Vermieters. Das fand ich schon frech, so nach dem Motto, wer nicht zufrieden ist, braucht nicht wiederzukommen. Es gibt genügend andere Urlauber! Die Fotos sind übrigens noch immer auf der Seite zu sehen.“